Online-Ausstellung „Stumme Zeugnisse 1939 - Der deutsche Überfall auf Polen in Bildern und Dokumenten“

In der Online-Ausstellung „Stumme Zeugnisse 1939“ präsentiert die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz Fotografien, Tagebücher und Briefe deutscher Soldaten vom Überfall auf Polen 1939. Der Krieg gegen Polen war ein äußerst brutaler Angriffskrieg, der sich von Beginn an auch gegen die zivile Bevölkerung des Landes richtete.
Die Ausstellung zeigt auf, wie die Wehrmachtssoldaten diesen Krieg wahrgenommen und über ihn berichtet haben. Welche fotografischen Motive wurden gewählt? Worüber schrieben die Soldaten? Wie inszenierten sie sich selbst? Was sagt ihr Blick auf die polnische, polnisch-jüdische und „volksdeutsche“ Zivilbevölkerung über ihre ideologische Einstellung aus? Diesen und weiteren Fragen geht die Ausstellung „Stumme Zeugnisse 1939“ nach. Sie wurde am 1. September 2019 zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen in Berlin eröffnet.

Die Quellen wurden durch einen öffentlichen Sammelaufruf gesammelt. Leider gelang es nicht, den Sammelaufruf auch in Polen medienwirksam zu verbreiten, weshalb keine polnischen Zeugnisse in der Ausstellung präsentiert werden können. Der Rücklauf aus Deutschland war jedoch umfangreich: Fünf Fotoalben, ein Fotokonvolut, vier Tagebücher, drei Briefwechsel und ein Fluglogbuch wurden von privaten Leihgeber:innen zur Verfügung gestellt. Zudem unterstützen das Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden und das Münchner Stadtmuseum das Projekt durch Leihgaben aus ihren Archiven. Insgesamt umfasst die Online-Ausstellung über 1.000 Fotografien und rund 380 Dokumentenseiten, die Einblicke darin geben, wie die Wehrmachtssoldaten den Krieg gegen Polen wahrgenommen und interpretiert haben. Darüber hinaus dokumentieren sie aber auch die von der Wehrmacht verursachten Kriegszerstörungen, die Misshandlung und Ermordung von Jüdinnen und Juden, der polnischen Zivilbevölkerung und der polnischen Soldaten.

Die gesammelten Zeitzeugnisse können auf der Website in ihrer Gesamtheit eingesehen oder über einen thematischen Zugang vertieft werden.
Kontextualisierende Ausstellungstexte führen auf Deutsch, Polnisch und Englisch in die Themenkomplexe ein, darunter der (häufig rassistische) Blick auf die Zivilbevölkerung, antisemitische Motive und Fluchtbewegungen aber auch (Kriegs-)Gefangene, Kriegszerstörungen und der soldatische Alltag. Die Bildunterschriften, Tagebücher und Briefe wurden transkribiert und geben einen Einblick in die Mentalität der deutschen Soldaten. 

Die Ausstellung richtet sich an eine breite Öffentlichkeit sowie an Forscher:innen und Multiplikator:innen. Alle Digitalisate wurden mit der Lizenz CC BY NC ND veröffentlicht und können kostenfrei genutzt werden. Sie sollen Anregungen für neue Bildungsformate, Ausstellungen und Forschungsprojekte geben.

Die Online-Ausstellung wurde von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ gefördert und von Studierenden des Public History Masterstudiengangs der Freien Universität Berlin in einem Praxisprojekt über zwei Semester erarbeitet.

Kontakt

Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz: Eike Stegen,
stegen@remove-this.ghwk.de

Kuratorin: Svea Hammerle,
svea.hammerle@remove-this.zzf-potsdam.de

Online-Ausstellung „Stumme Zeugnisse 1939 - Der deutsche Überfall auf Polen in Bildern und Dokumenten“:
https://onlinesammlungen.ghwk.de/stummezeugnisse/

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Die Digitalisierung der Dokumente