„Geschichte inklusiv“ – Eine barrierearme Informationsressource über die Geschichte der nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen

Das Website-Projekt „Geschichte inklusiv“ der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde Brandenburg an der Havel (zusammen mit der Digital-Agentur Erdmännchen und Bär und der Lebenshilfe Werkstatt Brandenburg an der Havel gemeinnützige GmbH) bietet erstmals die Möglichkeit, sich mit dem Themenkomplex der nationalsozialistischen Euthanasieverbrechen in einfacher Sprache und mit leichter Navigation online auseinanderzusetzen. Es reagiert damit auf den hohen gesellschaftlichen Nachholbedarf im Bereich der digitalen Teilhabe. Das Projekt entstand in enger Zusammenarbeit mit den Guides mit Lernschwierigkeiten der Gedenkstätte.

Die Coronapandemie hat uns drastisch deutlich gemacht, wie ungleich die Bedingungen digitaler Partizipation nachwievor gelagert sind. Auch das bereits seit 2016 erfolgreich etablierte inklusive Angebot der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde Brandenburg an der Havel zusammen mit der Lebenshilfe Potsdam-Brandenburg konnte über lange Zeiträume während der Pandemie nicht stattfinden. Bei diesen Studientagen führen Guides mit Lernschwierigkeiten zusammen mit Gedenkstättenpädagogen durch die Gedenkstätte und informieren über die Geschichte des historischen Ortes.
Die Frage nach adäquaten digitalen Angeboten drängte sich durch die Umstände der Pandemie geradezu auf. Die Idee für eine digitale Informationsressource, für alle, die mehr über die Geschichte der nationalsozialistischen Euthanasieverbrechen wissen wollen, entstand: Die Website sollte geeignet sein für Menschen, die noch nicht so gut mit dem Internet umgehen können, Probleme mit schwerer Sprache haben oder nicht so gut lesen können. Mit diesem Anspruch wurde 2021 „Geschichte Inklusiv“ entwickelt.
Wichtig war, dass die Website nicht nur für die primäre Zielgruppe, Menschen mit kognitiven Einschränkungen, sondern mit der Zielgruppe zusammen entstehen sollte. Grundlage waren gemeinsame Workshops (die Guides, Erdmännchen und Bär und Mitarbeiter:innen der Gedenkstätte). So konnte auch der Entwicklungs- und Designprozess inklusiv gestaltet werden.
Ein Prototyp der Website wurde von Erdmännchen und Bär entwickelt und ausführlich getestet. Die dabei gewonnen Erkenntnisse konnten dann wieder in die Entwicklung der Website einfließen.

Ausgehend von Brandenburg an der Havel, wird die Geschichte einer Tötungsanstalt beispielhaft erzählt. Die Website führt in die Lebensgeschichten der Opfer ein, nimmt aber auch Täterinnen und Täter sowie die Stadtbevölkerung in den Blick.
In einem Abschnitt geht es um die Frage „Wie gehen wir heute mit dieser Geschichte um?“ Dazu werden Akteurinnen und Akteure der Erinnerungskultur vorgestellt.
Die Website ermöglicht mithilfe von eigens produzierten Videos, historischen Fotografien und Dokumenten sowie Texten in einfacher Sprache, die man sich auch vorlesen lassen kann, vielfältige Zugänge zu komplexen historischen Sachverhalten und regt zur Reflexion der eigenen Position an.

Die Website wurde am 10. Februar im Rahmen einer Launchveranstaltung online gestellt und kann nun genutzt werden. Sie ist ein Pilotprojekt für inklusive digitale Projekte – insbesondere in der historisch-politisch Bildung.

Kontakt

Gedenkstätten Brandenburg an der Havel: Clara Mansfeld,
mansfeld@stiftung-bg.de

„Geschichte inklusiv“ – Eine barrierearme Informationsressource über die Geschichte der nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen:
www.geschichte-inklusiv.de 

Konzeptionsgespräche mit den Guides
Präsentation der Website ©Antje Preuschoff/meetingpoint-brandenburg.de