Ausländische Reisende im nationalsozialistischen Deutschland. Zwischen Bystanding und politischem Engagement

Vortrag
8. Dezember 2022
19:00 - Uhr
Ort: Gedenkstätte Zellentrakt Herford, Rathausplatz 1, 32052 Herford
Veranstalter: Gedenkstätte Zellentrakt im Herforder Rathaus

Es wird herzlich eingeladen zum Vortrag im Begleitprogramm zur Ausstellung „DREI STEINE“ und im Nachgang zur Ausstellung „Einige waren Nachbarn. Täterschaft, Mitläufertum, Widerstand“

Ausländische Reisende im nationalsozialistischen Deutschland. Zwischen Bystanding und politischem Engagement

Von Dr. Anna Strommenger (Universität Bielefeld)

am Donnerstag 8. Dezember 2022 um 19 Uhr in der Gedenkstätte Zellentrakt Herford, Rathausplatz 1, 32052 Herford

Eintritt frei, um Spenden wird gebeten

Wie blickten ausländische Reisende auf das nationalsozialistische Deutschland? Auf welche Weise versuchten sie, dessen spezifische Verfasstheit zu beschreiben? Und in welchen Fällen verstanden sie sich als unbeteiligte Zuschauer, in welchen als involvierte Akteure mit Handlungsmacht?

Ausgehend von aktuellen geschichtswissenschaftlichen Diskussionen, welche Rolle vermeintlich unbeteiligte „Bystander“ im Holocaust einnahmen, nähert sich der Vortrag den aufgeworfenen Fragen am Beispiel W.E.B. du Bois. Der afro-amerikanische Professor und Bürgerrechtler kam 1936 für einen mehrmonatigen Forschungsaufenthalt nach Nazi-Deutschland und berichtete in einer Kolumne des „Pittsburgh Courier“ regelmäßig von seiner Reise.

Wie das Beispiel du Bois zeigt, beeinflussten seine eigenen Erfahrungen mit dem Rassismus in den USA nicht nur die Weise, wie er den nationalsozialistischen Antisemitismus zu kategorisieren versuchte. Durch die Publikation seiner Reiseerfahrungen zielte er zudem nicht zuletzt darauf, seine Herkunftsgesellschaft politisch zu beeinflussen und zu verändern.

Dr. Anna Strommenger wurde für ihre Dissertation „Zwischen Herkunft und Zukunft. 'Heimat' in der sozialistischen Arbeiterbewegung vom Kaiserreich zur Weimarer Republik“ mit dem Friedrich-Ebert-Preis 2022 ausgezeichnet.

Sie ist Mitglied des Forschungsteams unter der Leitung von Prof Dr. Christina Morina an der Uni Bielefeld zum Thema „Bystanding in the Holocaust.“ Fünf Jahre lang wird das Team in zeitgenössischen Tagebüchern aus Deutschland, Österreich, Polen, den Niederlanden, Frankreich, der Schweiz, Großbritannien und den USA forschen. Ziel ist es, den Massenmord an den europäischen Juden aus einer gesamtgesellschaftlichen und europäisch vergleichenden Perspektive zu betrachten um zu erfahren, wie die nicht-jüdische Mehrheitsbevölkerung die Zeit der Anbahnung des Holocausts wahrgenommen und in ihr gehandelt hat.