Call for Papers

2. Februar 2025 -
5. Februar 2025
Ort: Niederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin
Veranstalter: Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Universität Klagenfurt, Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, Bundeszentrale für politische Bildung

Organisation: Prof. Dieter Pohl, Prof. Axel Drecoll, Kolja Buchmeier, M.A.


Erst relativ spät, um die Jahreswende 1944/45, erreichte das System der
nationalsozialistischen Konzentrationslager seinen größten Ausbau und seine höchsten
Häftlingszahlen. Zwar ist die Geschichte einzelner Lager und Außenlager inzwischen
vergleichsweise gut erforscht, es fehlt jedoch an einem umfassenden Überblick zu Herkunft,
Struktur und Lebensbedingungen der Häftlingsgesellschaft in ihrer maximalen
Ausdehnung. Wer waren die Häftlinge, wieso und woher kamen sie in die Lager?
Insbesondere ist der Zusammenhang mit der radikalen deutschen Widerstandsbekämpfung
in ganz Europa, aber auch mit der Spätphase des Holocaust bisher nur sehr begrenzt
hergestellt worden. Dies ist Aufgabe eines groß angelegten Konferenz-Projekts, in dem die
Expertise zu verschiedenen Themenfeldern und Regionen produktiv ausgetauscht werden
soll.


Folgende Themen stehen im Mittelpunkt:

• Kontexte des Konzentrationslager-Systems 1944: Die Entwicklung der Inspektion der
Konzentrationslager, die europaweite Radikalisierung der Repressionspolitik,
Rüstungswirtschaft und Häftlingsausbeutung, Luftkrieg und Frontverlauf, der
Zusammenhang mit der Rekrutierung von Zivilarbeit, andere Lagertypen
• Erfassung und Deportation von Häftlingsgruppen in den besetzten Gebieten, vor
allem in Polen, der Sowjetunion und Jugoslawien, aber auch in Westeuropa
• Die transnationale Häftlingsgesellschaft 1944 im Vergleich der Lager: Netzwerke,
Hierarchien, Problemfelder, spezifische Mordaktionen (Aktion 14f13 u.a.)

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• Die Transporte jüdischer Häftlinge in die KZ im Altreich und in Österreich 1944: aus
Groß-Ungarn, nach der Auflösung der letzten Gettos in Polen, durch die Evakuierung
der Lager im Baltikum via Stutthof
• Die Gesellschaft im Reich und ihre Konfrontation mit dem expandierten Lagersystem
1944: im Alltag, am Arbeitsplatz, bei Fluchten, Möglichkeiten und Kriminalisierung von
Kontakten

In einem eigenen Podium sollen die Möglichkeiten zur (digitalen) Erfassung von
Häftlingsbiographien und ihre Bedeutung für die europäische Erinnerung diskutiert werden.

Erwünscht sind vor allem Präsentationen, die sich nicht nur auf der Mikro- und Lagerebene,
sondern auch in größerem Zusammenhang mit der Deportation in die KZ, der
Häftlingsgesellschaft und den politischen und gesellschaftlichen Kontexten des KZ-Systems
von Ende 1943 bis Anfang 1945 beschäftigen. Die Evakuierungen der Lager und
Endphasenverbrechen sind nicht Gegenstand der Konferenz.

Bewerbungen in Form eines Abstracts in Länge von ca. 1000 Zeichen und einem
Kurzlebenslauf (auf deutsch oder englisch) sind bis 22. November 2024 zu richten an
buchmeier@stiftung-bg.de.

Die Vortragssprache ist Englisch. Bewerberinnen und Bewerber, die eine Übersetzung
benötigen, sind gebeten, dies bei der Bewerbung anzugeben. Die Benachrichtigung der
ausgewählten Referentinnen und Referenten erfolgt zeitnah nach Eingang der
Bewerbungen. Für Referentinnen und Referenten können Reise- und Übernachtungskosten
in Absprache mit den Veranstaltern übernommen werden.