Der Feind steht rechts – dieser Befund ist nicht nur bekannt, sondern leider auch ungebrochen aktuell. Weniger bekannt ist, dass er bereits vor über einem Jahrhundert geprägt wurde: Es war Philipp Scheidemann, der den Satz 1919 erstmals formulierte. Drei Jahre später griff Reichskanzler Joseph Wirth die Worte von Scheidemann auf und rief dem Reichstag unter dem Eindruck der Ermordung von Außenminister Walther Rathenau entgegen, es bestehe „kein Zweifel: dieser Feind steht rechts!“ Seither ist der Befund zur festen Losung geworden.
Am 25. Juni 2022 jährt sich die Reichstagsrede von Wirth zum 100. Mal. Die Dokumentationsstelle Rechtsextremismus am Generallandesarchiv Karlsruhe und der Lernort Kislau e. V. nehmen den Jahrestag zum Anlass, um Akteur:innen aus verschiedenen Bereichen der Aufklärungsarbeit gegen rechten Hass, rechte Hetze und rechte Gewalt zusammenzubringen und mit ihnen gemeinsam eine Bestandsaufnahme zu wagen: Was lässt sich aus historischer Erfahrung lernen? Wo stehen wir heute? Und wie und mit welchen Mitteln kann das Ringen um die Bewahrung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit am besten weitergeführt und weiterentwickelt werden?
Die ganztägige Veranstaltung soll vor allem der Vernetzung und dem Dialog dienen: Im Anschluss an einen Überblicksvortrag erarbeiten die Teilnehmer:innen gemeinsam im Rahmen von drei Panels, auf welche Weise dokumentarische Aktivitäten, Angebote der historisch-politischen Bildungsarbeit sowie Beratungsangebote zur Prävention beitragen können und wie sie gegebenenfalls weiterzuentwickeln sind. Den Auftakt zur Diskussion geben jeweils drei kurze Impulsvorträge, in deren Rahmen Praktiker:innen die Arbeit ihrer Einrichtungen vorstellen.
Der Lernort Kislau e. V. widmet sich der Erforschung und Vermittlung badischer Demokratie- und Diktaturgeschichte in Weimarer Republik und NS-Zeit. Finanziert vom Land Baden-Württemberg sowie von mehreren nordbadischen Gebietskörperschaften, bereitet er die Errichtung einer Bildungsstätte auf dem Areal des ehemaligen KZ Kislau vor.
Die Dokumentationsstelle Rechtsextremismus am Generallandesarchiv Karlsruhe sammelt seit 2020 Informationen über rechtsextremistische Strukturen und Netzwerke und macht sie der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich. Kernbestandteil ist die Sammlung des Journalisten Anton Maegerle, die als die größte ihrer Art in Deutschland gilt.
Bitte melden Sie sich bis zum 27. Juni 2022 unter Angabe Ihres Namens, der von Ihnen vertretenen Einrichtung sowie Ihrer Funktion via E-Mail an glakarlsruhe@la-bw.de für die Tagung an! Mit Ihrer Anmeldung erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihre Angaben in eine bei der Veranstaltung auszulegende Teilnahmeliste aufnehmen und dass während der Veranstaltung Fotoaufnahmen gemacht werden.
10:00 Uhr: Einführung und Bestandsaufnahme
Begrüßung
Prof. Dr. Wolfgang Zimmermann, Generallandesarchiv Karlsruhe
Joseph Wirth revisited – eine Einführung
Dr. Andrea Hoffend, Lernort Kislau e. V. (Karlsruhe)
Der Kampf gegen rechts von der Weimarer Republik bis heute
Prof. Dr. Fabian Virchow, Hochschule Düsseldorf
11:00 Uhr: Panel 1 - Dokumentation
Impulsvorträge und Vernetzung
Gebhard Schultz: Dokumentationsstelle Rechtsextremismus (Karlsruhe)
Daniel Poensgen: Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Berlin)
Patrick Schwarz: Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum (Berlin)
12:30 Uhr: Mittagspause
13:30 Uhr: Panel 2 - Historisch-politische Bildungsarbeit
Impulsvorträge und Vernetzung
Luisa Lehnen: Lernort Kislau e. V. (Karlsruhe)
Jan Krebs: Gesicht Zeigen! e. V. (Berlin)
Judith Porath: Opferperspektive e. V. (Potsdam)
15.00 Uhr: Kaffeepause
15:30 Uhr: Panel 3 - Bildungs- und Beratungsangebote
Impulsvorträge und Vernetzung
Katharina Mayer: LAGO Baden-Württemberg – Team mobirex (Stuttgart)
Felix Steinbrenner: Landeszentrale für politische Bildung – Team meX (Stuttgart)
Timo Büchner: Amadeu Antonio Stiftung (Berlin)
17:00 Uhr: Zusammenführung und Sicherung der Ergebnisse
Moderation und Ausblick
Helmut Kellershohn, Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung