Dr. Thomas Lutz (* 1957 in Darmstadt) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Leiter des Gedenkstättenreferats der Stiftung Topographie des Terrors.
Er studierte in Marburg Geschichte, Politikwissenschaft und Sport und legte 1983 das Zweite Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen in Bensheim ab.
Seine Dissertation handelt von der Entwicklung der durch das Bundesgedenkstättenkonzept seit 2000 geförderten neuen Dauerausstellungen in Gedenkstätten für NS-Opfer. Dabei wurden die museologischen Entwicklungen und die darauf aufbauende Bildungsarbeit untersucht. Betreut wurde die Arbeit durch Hanns-Fred Rathenow (Technische Universität Berlin, Fakultät I) und Volkhard Knigge (Friedrich-Schiller-Universität Jena). 2007 war er Fellow am Center for Advanced Holocaust Studies des U.S. Holocaust Memorial Museums in Washington DC.
An Stelle des Ersatzdienstes betreute Thomas Lutz 1983 für die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. (ASF) Besuchergruppen in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Seit 1984 hat er vom Berliner Büro der ASF aus das „Gedenkstättenreferat“ aufgebaut, das mit Hilfe des GedenkstättenRundbriefs, regelmäßig durchgeführter Seminare, einer Website und individueller Beratungstätigkeiten die Arbeit von Gedenkstätten, mit Schwerpunkt derjenigen, die sich um eine Anerkennung und Dokumentation der NS-Opfer bemühen, koordiniert.
Im Rahmen seiner Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit berät er auch Regierungen, Parlamente sowie Nichtregierungsorganisationen, seit 1993 auch im Auftrag der Stiftung Topographie des Terrors.
Thomas Lutz ist Vorsitzender des internationalen Beirats der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland.
Vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung ist er in das Expertengremium zur Beratung bei der Mittelvergabe im Rahmen des Bundesgedenkstättenfonds berufen worden. Er wirkt ebenfalls als Kuratoriumsmitglied der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
Im Jahr 2001 hat Thomas Lutz das International Council for Memorial Museums for Victims of Public Crimes (IC MEMO) als internationales Komitee des Weltmuseumsrates (International Council of Museums) mitgegründet und war sechs Jahre lang dessen Vizepräsident.
Seit 2000 ist er einer der deutschen Delegierten in der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), in der z. Zt. 33 Staaten zusammenarbeiten. Er war Gründungsvorsitzender deren Memorials and Museums Working Group.
Er berät das UNESCO-Projekt der Neugestaltung einer internationalen Ausstellung der Jugoslawien-Nachfolgestaaten in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und den österreichischen Nationalfonds des österreichischen Innenministeriums bei der Neugestaltung der österreichischen Länderausstellung in der Gedenkstätte Auschwitz.
Schwerpunkt seiner historischen Forschung ist die Geschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland, konzentriert auf die Entstehungsbedingungen und Geschichte des Nationalsozialismus und der in dieser Zeit auch im von Deutschland besetzten Europa begangenen Staatsverbrechen. Ausgehend davon haben die Rezeption des Nationalsozialismus, die Geschichte der Entschädigung der Opfer, die gesellschaftspolitische und museologische Entwicklung von Gedenkstätten seine berufliche Auseinandersetzung in den letzten 25 Jahren geprägt.
Thomas Lutz ist für seinen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden.