Aus Fehlern der Vergangenheit lernen

Vortrag
Gespräch
12. Mai 2024
15:00 - Uhr
Ort: Flachsröste 16, 23623 Ahrensbök
Veranstalter: Gedenkstätte Ahrensbök

Auf welche längst vor 1933 wirksamen Ideen und Interessen konnte die Politik des „Dritten Reiches“ zurückgreifen? Und welche nachhaltigen Belastungen ergeben sich daraus für heute? Welche Konzepte und Hoffnungen für ein „anderes Deutschland“ sind in der Geschichte des Exils und Widerstandes nach 1945 zu finden? Und welche Impulse daraus haben ihre Aktualität nicht verloren - auch in der Gedenkstättenarbeit? Denn „es ist das oberste Gebot der Pflicht gegenüber unseren historischen Aufgaben, wenigsten aus den eigenen Fehlern zu lernen“ , wie Rosa Luxemburg einst erklärte.

Der Historiker und Erwachsenenbildner Prof. Jörg Wollenberg (Ahrensbök/Bremen) hat seit Jahrzehnten Antworten auf diese Fragen gesucht, um diese als Mahnung und Verpflichtung zu vermitteln. Während eines Sonntagsgesprächs am Sonntag, den 12. Mai 2024 um 15.00 Uhr, wird Wollenberg in der Gedenkstätte Ahrensbök über „das oberste Gebot der Pflicht“ gegenüber historischen Aufgaben referieren. Er wird auf seine Wirkungsorte in Göttingen, Bielefeld, Bremen und Nürnberg verweisen, wo er nach 1985 mit Unterstützung weiter Kreise, darunter der Deutsche Gewerkschaftsbund, die  IG Metall und zahlreichen Schul- und Kulturorganisationen das Thema „aus eigenen Fehlern lernen“ vertiefte.

Im neuen Jahrtausend gelang es Wollenberg dazu beizutragen, dass auch in seiner Heimatgemeinde Ahrensbök mit Hilfe des Freundeskreises der Gedenkstätte Ahrensbök (Gruppe 33, später Trägerverein) unter der Leitung des damaligen Pastors Michael Schwer und der Gruppe 33 unter Leitung von Barbara Braß das lange verdrängte Kapitel der NS-Zeit zum Thema der Aufarbeitung wurde. Das führte am 8. Mai 2001 zur Einrichtung der Gedenkstätte Ahrensbök im ehemalige Direktionsgebäude einer Zuckerfabrik von 1883.

Dieses Gebäude in Ahrensbök-Holstendorf wurde ab dem 3. Oktober 1933 zum Konzentrationslager für bis zu 100 Häftlingen umgewandelt, um das überfüllte KZ in Eutin zu entlasten. Der im Juli 1932 zum Regierungspräsidenten gewählte SA-Führer Johann Heinrich Böhmcker hatte so im Januar 1933 in Eutin eines der ersten, wenn nicht gar das erste Konzentrationslager in Deutschland mit einer Zweigstelle ab Oktober 1933 bis Mai 1934 in Ahrensbök/Ostholstein gegründet.

Wollenberg wird in seinem Vortrag auch an die Geschichte des Hauses erinnern: Schon ab 6.Oktober 1932 war dort in dem ehemaligen Direktionsgebäude ein FAD-Lager des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold für 40 arbeitslose Jugendliche aus den Reihen der SPD eingerichtet worden. Ihre „tatkräftige Aufbauarbeit“ u.a. im Straßenbau wurde von den KZ-Häftlingen fortgesetzt – „unter SA-Bewachung in Gottes freier, schöner Natur und schaffen hier Werte, die der gesamten Bevölkerung zugutekommen werden“. Das verkündete das Presseamt der NS-Landesregierung am 29.6.1933 (AFL Nr.152, 2.7.1933).

Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.

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