„Ein Leben ohne Juden“. Die Beteiligung lettischer Faschisten am Holocaust

Vortrag
9. April 2024
19:00 - Uhr
Ort: Topographie des Terrors, Auditorium Niederkirchnerstraße 8, Berlin-Kreuzberg
Veranstalter: Stiftung Topographie des Terror, Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte s

Im Jahr 1918 wurde die unabhängige Republik Lettland ausgerufen. Die Verfassung garantierte Gleichberechtigung für die jüdische Minderheit, die seit Jahrhunderten in der Region angesiedelt war und sich am gesellschaftlichen Leben beteiligte. Gleichzeitig formierte sich unter Einfluss des erstarkenden Faschismus in Europa und intensiviert durch wirtschaftspolitische Krisen auch in Lettland eine völkische Bewegung. Deren wichtigster Vertreter war seit Anfang der 1930er Jahre die Partei Pērkonkrusts (Donnerkreuz), die Gewalt gegen Juden propagierte und ausübte. Als deutsche Truppen im Sommer 1941 Lettland besetzten, kooperierten Pērkonkrusts-Mitglieder auf verschiedenen Ebenen mit den Besatzern. Sie hatten Positionen in Verwaltung und Medien inne und waren direkt an Mord- und Raubaktionen beteiligt.
In ihrem Vortrag zeichnet Paula Oppermann die Ursprünge des Faschismus und Antisemitismus in Lettland nach, analysiert die Rolle lettischer Faschisten beim Mord an den Jüdinnen und Juden und untersucht die Handlungsspielräume der lokalen Bevölkerung unter deutscher Besatzung.

Paula Oppermann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Historischen Kommission zu Berlin e.V. und arbeitet an einer Edition der Lageberichte der Geheimen Staatspolizei über die Reichshauptstadt Berlin. Sie studierte Geschichte und Baltistik in Greifswald sowie Holocaust- und Genozidstudien in Uppsala. 2022 wurde sie an der University of Glasgow mit einer Studie über Lettlands faschistische Partei Pērkonkrusts promoviert, für die sie den Fritz T. Epstein Preis erhielt. Sie war als Ausstellungs­kuratorin der Stiftung Topographie des Terrors tätig, arbeitete an der Wiener Holocaust Library in London und war 2022/23 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Peter Klein, Historiker, ist Dekan und Professor für Holocaust Studies an der Touro University, Campus Berlin. Zu seinen Veröffentlichungen gehört die gemeinsam mit Andrej Angrick verfasste Studie Die „Endlösung“ in Riga. Ausbeutung und Vernichtung 19411944 (2006).

Die Veranstaltung war ursprünglich für den 6. Februar geplant und konnte krankheitsbedingt nicht stattfinden.

Mit Ihrer Teilnahme an der Veranstaltung erteilen Sie Ihr Einverständnis, dass Fotoaufnahmen Ihrer Person als Teil von Überblickseinstellungen im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit der Veranstalter verwendet werden können.

Weitere Informationen