Während des Zweiten Weltkrieges wurden Tausende deutscher Frauen „wegen Umgang mit Ausländern“ von der Gestapo verhaftet, in das KZ Ravensbrück eingeliefert oder durch NS-Richter der Sondergerichte zu Zuchthaus- oder Gefängnisstrafen verurteilt. Zumeist sind sie von Nachbarn oder Kollegen denunziert worden. Die Gestapo erprügelte Geständnisse für ein „unsittliches Verhältnis“. Vielfach war es jedoch Mitleid und Menschlichkeit gewesen, die deutsche Frauen zu freundlichen Gesprächen, Gaben von Essen oder Kleidungsstücken veranlasst hatten. Aber es gab auch Zuneigung und Liebesbeziehungen zu den Zwangsarbeitern, die wegen der Kontakte zu deutschen Frauen ins KZ kamen oder hingerichtet wurden. Gisela Schwarze hat das Schicksal dieser Frauen erforscht. Sie zeigt, wie tief sich Spitzelei, Neid und Unmenschlichkeit in die deutsche Kriegsgesellschaft eingegraben haben und wie lange dies im Leben der betroffenen Frauen als Stigma und Trauma seine Spuren hinterlassen hat.
Begrüßung: Dr. Christine Glauning, Berlin
Vortrag: Dr.Gisela Schwarze, Münster
Dr. Gisela Schwarze, Historikerin. Langjährige Tätigkeit im Bildungswesen. Vierzig Jahre Forschungen und Publikationen zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit, insbesondere zur NS-Zwangsarbeit. Ihre jüngste Publikation „Es war wie Hexenjagd“ erschien 2009 im Klartext-Verlag. Dr. Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums NS Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide