Was ist zivilgesellschaftliche Gedenkstättenarbeit?

Tagung / Seminar / Workshop
5. April 2024 -
7. April 2024
17:00 - 13:30 Uhr
Ort: Spillmannsweg 30, 26871 Papenburg, Deutschland
Veranstalter: Interessengemeinschaft niedersächsischer Gedenkstätten, Initiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen, Historisch-Ökologischen Bildungsstätte Papenburg

Nach 1949 wurden die nationalsozialistischen Verbrechen in der Bundesrepublik und damit auch in Niedersachsen von großen Teilen der Gesellschaft und Politik weitestgehend verdrängt. Seit den 1970er und verstärkt in den 1980er Jahren formierten sich vielerorts Gedenkstättenbewegungen, die sich mit den an diesen Orten begangenen Taten und den Zeugnissen von Überlebenden auseinandersetzten. Überlebende der NS-Verbrechen vermittelten nicht nur Wissen als „Zeitzeugen“, sondern übertrugen häufig die Verantwortung für die Erinnerungsarbeit an jüngere Aktivist/-innen. Oft mussten sie sich gegen politische und gesellschaftliche Widerstände durchsetzen. Viele Menschen in der Bundesrepublik waren bis weit in die 1990er Jahre nicht bereit, Ausmaß und Folgen der nationalsozialistischen Verbrechen anzuerkennen. Wie und unter welchen Umständen entstand und arbeitete die „Gedenkstättenbewegung“ in dieser Zeit?

Aus dieser historischen Entwicklung heraus wird die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen bis heute in erheblichem Maße von der Zivilgesellschaft getragen. Insbesondere in Niedersachsen gelten Vereine und Initiativen, die ehrenamtlich organisiert sind, als wertvolles Merkmal von Erinnerungsarbeit. Einige Trägervereine und Initiativen bestehen seit mehreren Jahrzehnten, andere haben sich erst später gegründet. Einige beschäftigen hauptamtliches Personal, unterstützt durch Praktikant/-innen, FSJler/-innen und Freiberufliche, während andere ihre Arbeit weitestgehend ehrenamtlich leisten. Dabei arbeiten sie in ganz unterschiedlichen Konstellationen mit Politik, Wissenschaft und anderen Verbänden zusammen. Was genau bedeutet zivilgesellschaftliche Gedenk(stätten)arbeit heute?

Während insgesamt eine Kontinuität für zivilgesellschaftliche Erinnerungsarbeit gegeben ist, stehen viele Vereine vor der Aufgabe, sich zu „erneuern“. Es gilt, neue und junge Mitglieder zu erreichen, die Verantwortung für die Zukunft übernehmen – und ihre eigenen Vorstellungen umsetzen. Die Erinnerungskultur und ‑politik unserer postmigrantischen Gesellschaft stellt auch die Erinnerung an die NS-Verbrechen vor neue Fragen und Herausforderungen. Angesichts der erstarkenden rechtsextremen Stimmungen und Bewegungen in der Bundesrepublik sind Gedenkstätten, Vereine und Initiativen stärker gefordert, sich auch politisch zu positionieren. Wie kann eine zivilgesellschaftlich getragene Erinnerungskultur der Zukunft aussehen?

In Kooperation mit der HÖB möchte die Interessengemeinschaft niedersächsische Gedenkstätten und Initiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen vom 5. bis 7. April 2024 die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der zivilgesellschaftlichen Erinnerungsarbeit mit allen Interessierten diskutieren.

Kursgebühr: 

85,00 Euro (einschließlich Verpflegung und Unterbringung im Doppelzimmer)

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