Begrüßung zur Veranstaltung am 6. Februar 2018 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Gedenkstättenreferats

Neu-Abdruck aus: GedenkstättenRundbrief 189 (3/2018), S. 3–4
07/2023Gedenkstättenrundbrief 210, S. 95-96
Andreas Nachama

Im Juli letzten Jahres haben wir 30 Jahre »Topographie des Terrors« feiern können. Nun, am 1. Februar 2018 steht ein weiteres Jubiläum an: 25 Jahre Gedenkstättenreferat in der Stiftung Topographie des Terrors. Mit diesem Gedenkstättenreferat hat es seine besondere Bewandtnis: Wenige Monate nach der Gründung der Stiftung Topographie des Terrors kam Franz von Hammerstein als Vorsitzender des Kuratoriums von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. auf uns zu und regte an, das bereits seit zehn Jahren dort bestehende Gedenkstättenreferat zu übernehmen, da es in dem Prozess der Wiedervereinigung der beiden Aktion Sühnezeichen Ost und West finanzielle Probleme gebe. Das war eine interessante Idee, der wir dann im Frühjahr 1993 nachgekommen sind. Franz von Hammerstein war zu dieser Zeit mit beiden Einrichtungen eng verwoben: Er gehörte zu den frühen Unterstützern des Projekts »Topographie des Terrors« und war Mitglied der Fachkommission, die 1990 unter dem Vorsitz von Reinhard Rürup ein Konzept für einen dauerhaften Lernort »Topographie des Terrors« vorgelegt hatte – und er war 1958 nicht nur Mitgründer der »Aktion Sühnezeichen«, sondern auch fast zehn Jahre deren Generalsekretär gewesen. Die Vorteile einer Übernahme lagen auf der Hand: Das Gedenkstättenreferat gab einen Rundbrief heraus. Für die neu gegründete Stiftung bot sich damit ein bereits bewährtes Kommunikationsmedium an. Zugleich kam als Aspekt dazu, dass die »Topographie des Terrors« mit ihrer konkret vom historischen Ort ausgehenden Ausstellung über den lokalen Rahmen hinaus Aufgaben übernehmen und im Bereich der nationalen, später zunehmend auch der internationalen Erinnerungskultur tätig werden konnte. Reinhard Rürup, der frühere Wissenschaftliche Direktor der Stiftung, hat das anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Gedenkstättenreferats in einer eigens dafür publizierten Broschüre mit dem Titel »Netzwerk der Erinnerung« so formuliert – und zwar in Anbetracht der Feststellung, dass es sich bei der »Topographie des Terrors« um einen »Täterort« handele, nicht aber um eine Gedenkstätte im üblichen Sinne: »Deshalb mag es auf den ersten Blick überraschen, dass die Stiftung gleichwohl die einzige Einrichtung in Deutschland ist, die seit nunmehr zehn Jahren über ein bundesweit arbeitendes Gedenkstättenreferat verfügt. […] Dennoch gab es kein längeres Zögern […]. Die von dem Referat bisher geleistete Arbeit wurde als sinnvoll und notwendig eingeschätzt, und die Stiftung als eine hauptstädtische Einrichtung die es mit der Geschichte des NS-Terrors insgesamt zu tun hat, war bereit, auch übergreifende Aufgaben zu übernehmen.«

Das Gedenkstättenreferat hat als »Ein-Mann-Betrieb« begonnen – bereits damals in der Person von Thomas Lutz –, der damit, einschließlich seiner Zeit bei Aktion Sühnezeichen, über 35 Jahre hinweg – bis heute – seine Kenntnisse, Kontakte und Praxiserfahrungen eingebracht hat. Auch dieses möchten wir heute besonders würdigen und sagen herzlichen Dank für Deine kontinuierliche, mit großem Engagement betriebene und erfolgreiche Arbeit!

Im Laufe der Zeit konnte das Gedenkstättenreferat personell erweitert werden und so kam Michaela Illner mit einer Halbtagsstelle dazu. Außerdem waren über die Jahre hinweg insgesamt zwölf österreichische Gedenkdiener im Referat tätig sowie vier Personen, die ein freiwilliges soziales Jahr in der »Topographie des Terrors« absolviert haben. Sie alle haben vor allem die kontinuierliche Betreuung des Online-Gedenkstättenforums und damit auch die tägliche Pressebericht-Auswahl, gewährleistet. Auch ihnen allen gebührt unser besonderer Dank!

Wenn ich im Folgenden die wesentlichen Arbeitsfelder des Gedenkstättenreferats benenne, so soll deutlich werden, dass das Referat nicht nur eine bedeutende Abteilung der Stiftung ist, sondern in gewisser Weise zugleich auch ein eigenes Feld bestellt. Innerhalb der dezentralen Gedenkstättenlandschaft der Bundesrepublik dient das Gedenkstättenreferat als zentrale Informations- und Koordinierungsstelle für Gedenkstätten und Erinnerungsorte. Des Weiteren nimmt es vielfältige Beratungsaufgaben in Deutschland und im Ausland wahr. Dazu gehört die Beratung bei Neu- und Weiterentwicklungen von Gedenkstätten, die Beratung von Bundesregierung und Landesregierungen, aber auch die Beratung von neuen Ausstellungen in diversen anderen Ländern sowie von internationalen Projekten der UNESCO, des International Council of Museums (ICOM) und der International Holocaust Remembrance Association, an der Thomas Lutz als Delegierter der Bundesrepublik seit über 15 Jahren mitwirkt. Neben dem nach wie vor regelmäßig erscheinenden »GedenkstättenRundbrief« ist auch das bereits erwähnte »Online-GedenkstättenForum« mit eigenem Pressespiegel ein wichtiges Kommunikationsforum. Darüber hinaus organisiert das Referat bundesweite Gedenkstättenseminare sowie internationale Seminare und Konferenzen. Das Gedenkstättenreferat hat die nationale und internationale Anerkennung der Stiftung Topographie des Terrors wesentlich mitgeprägt. Durch die guten Beziehungen war es etwa möglich, die Kabine, in der Adolf Eichmann während seines Prozesses in Jerusalem gesessen hat, anlässlich der hier 2011 gezeigten Sonderausstellung auszuleihen und erstmals außerhalb von Israel zu zeigen.

Prof. Dr. Andreas Nachama war bis 2019 Direktor der Stiftung Topographie des Terrors.