Im Bauplan der Bundesrepublik Deutschland waren KZ-Gedenkstätten nicht vorgesehen. Weder Politik noch Gesellschaft schienen an einer Beschäftigung mit der NS-Diktatur ein Interesse zu haben. Mit ihrem Wunsch nach Aufklärung und Gedenken blieben die Opfer lange allein. Dies änderte sich erst in den 1980er-Jahren, als in der Zivilgesellschaft immer lauter und letztlich unüberhörbar Forderungen nach historischer Aufarbeitung erhoben wurden. Unter dem Motto »Grabe, wo du stehst« setzte an zahllosen Orten der NS-Verbrechen eine kritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit ein, und es entstanden Gedenkstätteninitiativen und später Gedenkstätten. Doch wo konnten die Akteurinnen und Akteure all dieser Projekte zusammenkommen, sich kennenlernen, austauschen und sich gegenseitig stärken? Es brauchte Strukturen und Werkzeuge: Gelegenheiten für reale Begegnungen, für Dokumentation und Diskurs, für Reflexion und Präsenz. Und es brauchte jemanden, der diese gestaltet, an sich verändernde Bedingungen anpasst, das Internationale und Verbindende vom Beginn an mitdenkt, neue Medien integriert, jemand, der Ratgeber und Stratege, Fachmann und Vordenker, Kollege und Freund zugleich ist. Thomas Lutz ist in diesen Jahren zum Baumeister geworden.
Dr. Dietmar Sedlaczek, Leiter der KZ-Gedenkstätte Moringen, Gründungsmitglied und Mitglied im Sprecherrat der Interessengemeinschaft niedersächsischer Gedenkstätten und Initiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen