Gerade in Phnom Penh …

07/2023Gedenkstättenrundbrief 210, S. 125
Werner Dreier

»Lieber Werner, ich bin gerade in Phnom Penh«, oder »soeben in Washington gelandet«, oder »unterwegs zu einer Tagung in Deutschland« – jedenfalls: Thomas Lutz ist unterwegs.

Seine Mail aus Phnom Penh stand im Zusammenhang mit einer gemeinsamen Initiative, die Mitgliedsstaaten der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) an die von ihnen übernommenen Verpflichtungen zu erinnern und eine klare Positionierung der IHRA gegen nationalistische Tendenzen in den Mitgliedstaaten zu unterstützen.

Der erste Satz des in deutsch-österreichischer Kooperation entwickelten Papiers lautete:

»Since two years many members of the IHRA have become concerned about the shift of official state politics to the more and more extremist right, also in Member States.« Das war 2019, das Papier schaffte es nie ins Plenum der IHRA und wie es mit den rechten Regierungen seither weiterging, lesen wir jeden Tag in den Zeitungen.

Das Schöne an der Zusammenarbeit mit Thomas Lutz in diesen internationalen Zusammenhängen war, dass er sich nicht nur mit dem abgab, was gerade politisch oder diplomatisch opportun war. Dass ihm dabei Vieles gelang, hängt ganz stark mit seiner verbindlichen, in der Sache hart argumentierenden, jedoch die persönliche Beziehung zum Gegenüber immer pflegenden Arbeitsweise zusammen.
Solche wie Thomas Lutz, freundlich und fußballinteressiert, mit klaren Positionen und Weitblick – die braucht’s, damit etwas gelingen kann.

Werner Dreier leitete von 2000 bis 2021 das Holocaust-Education Institut erinnern.at und gehörte der österreichischen IHRA-Delegation an.