Erinnerungsorte der DDR-Geschichte

Bildungswerk der HU NRW (Essen).Politische Memoriale (Schwerin)
15. Juli 2002

Projektbeschreibung:

Erinnerungsorte der SBZ- und DDR-Geschichte.Eine Expertentagung in Schwerin, 13.-15. Juni 2002 ..Die Etablierung von Gedenkstätten und Ausstellungen zur DDR-Geschichte ist in den vergangenen Jahren energisch vorangeschritten, und ein Professionalisierungsprozeß in Ausstellungsgestaltung wie pädagogischen Angeboten unübersehbar. 25 in Gedenkstätten und Aufarbeitungsinstitutionen, Weiterbildung, Schulen und Hochschulen Tätige beteiligten sich an einer Fachtagung, die ein Zwischenresümee der Jugend- und Erwachsenenbildung, der bisherigen Erfahrungen und Probleme an diesen "Erinnerungsorten" versuchte..Zwei Einrichtungen der historisch-politischen Bildung (Bildungswerk der Humanistischen Union/Essen und Politische Memoriale/Schwerin) hatten - mit Unterstützung der Stiftung zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur - im Winter und Frühjahr 2001/2002 sechs Workshops (u.a. in Berlin, Eisenhüttenstadt, Dresden und Bautzen) angeboten, an denen politischen BildnerInnen, Lehrerinnen und Lehrern und Gedenkstättenmitarbeitern teilgenommen hatten. Die Leiter dieses Projekts „Erinnerungsorte der SBZ-/DDR-Geschichte“, Heidi Behrens und Andreas Wagner, stellten Ziele und Resultate zur Diskussion. Mit den umfassenden Informationsbedürfnissen großer Besucherzahlen sind all diese Orte genötigt, die gesellschaftliche Debatte über die „zweite Vergangenheit“ in ihrer ganzen Breite aufzunehmen. Die Erprobung pädagogischer Angebote erwies, daß es für die MultiplikatorInnen in den Bildungseinrichtungen einen großen Bedarf an zusätzlicher Fortbildung und Informationsservice für den Gebrauch der Gedenkstätten gibt. Ein Problem: viele Ausstellungen bergen eine Botschaft speziell für Ostdeutsche, die DDR-Erfahrungswissen voraussetzt und gegenüber anderen BesucherInnen einer "Übersetzung" bedarf..Was ist der spezifische Wert pädagogischer Arbeit an und mit den „Erinnerungsorten“? Das Resümee des Projekts lautet: Die Erinnerungsorte der DDR-Geschichte bieten „Räume für ernste Kontroversen“, um die aus dem Zentrum öffentlichen Interesses gerückten, aber nicht abgeschlossenen Diskurse über die Bewertung der DDR weiterzuführen. Ein Spannungsverhältnis zwischen Normativität und offenen Lernangeboten ist dabei wohl nicht aufhebbar. .Im weiteren Programm umkreiste die Tagung mit Beitrgen aus Ost- und Westbundesländern, Gedenkstätten, Hochschulen und Bildungsinstitutionen die Voraussetzungen des Lernens an diesen besonderen Geschichtsorten: die allgemeinen Rahmenbedingungen des Geschichtslernens, Forschungsergebnisse zum Geschichtsbewußtsein und historischen Lernen in Deutschland, die Rolle lebensgeschichtlicher Erinnerungen in der Bildungsarbeit. Die spezifischen Vermittlungsformen und –erfahrungen in Sachen DDR-Geschichte wurden in mehreren Kurzbeiträge aus Gedenkstätten und schulischer Bildungsarbeit skizziert - nicht nur auf der Inhaltsebene stellen sich neue Fragen, sondern auch in der Interaktion zwischen Jugendlichen, der DDR-sozialisierten Elterngeneration und Lehrenden mit oftmals "gebrochenen Biografien". .Auch die Auswirkungen der SBZ-DDR-Aufarbeitung für die NS-Gedenkstätten wurden zum Thema: Th. Lutz diskutierte die Frage, wie es zukünftig um die Säulen der westdeutschen Geschichtskultur steht, und hielt einen ambivalenten Eindruck fest. Das "Gedenken", vormals ein Oppositionsprojekt, ist „in die Mitte der Gesellschaft gerückt“. Aber die DDR-Themen und -Gedenkorte haben in den NS-Gedenkstätten Verunsicherungen hervorgerufen, und der Austausch ist unterentwickelt, eine gemeinsame professionelle Weiterentwicklung aber sinnvoll und möglich..Eine genauere Reflexion des didaktischen Repertoires von Gedenkstätten und Erinnerungsorten zur DDR ist, glaubt man den Debatten der Expertentagung, eine wichtige Zukunftsaufgabe. Daneben zwingt aber die biografische Nähe des Themas, Besucher-Erinnerungen aller Art, „systemnahe“ und andere, zuzulassen, auch wenn dies manchen in den Gedenkstätten engagierten Revolutionären von 1989 oder den SED-Opfern verständlicherweise schwerfällt. Eine „fruchtbare Anarchie der Rezeption“ sah Andreas Ludwig am Werk - für Bildungsprozesse nicht die schlechteste Voraussetzung...Norbert Reichling..Ein ausführlicher Tagungsbericht ist unter „http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv_ddr-erinnerungsorte.html“ nachzulesen ..

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