Jüdische Gegenwart und ihre Funktionalisierung im deutschen Gedenken an die Schoa

4. Oktober 2021

Die unmittelbare Nachkriegszeit, zumal die Frage, wie Jüdinnen und Juden ihr Leben nach dem Überleben in Europa gestalteten, war lange Zeit weder Gegenstand historischer Forschung noch von besonderem öffentlichen Interesse. So konnten sich zwei Narrative bilden, die die historische Wirklichkeit jener Jahre verzerrten, ja mythisierten: Eines dieser Narrative spiegelt sich in dem Begriff "Stunde Null" wider, der suggeriert, dass auf den Sieg der Alliierten über die deutsche Wehrmacht ein Bewusstseinswandel in der deutschen Bevölkerung gefolgt sei, der einem gesellschaftlichen Neubeginn gleiche. Das andere umfasst die weitverbreitete Vorstellung, die Überlebenden hätten unmittelbar nach ihrer Befreiung aus den Lagern und Verstecken über das Erlebte geschwiegen.

Hier weiterlesen