Der Nationalsozialismus wirkt auf vielfältige Weisen bis in die heutige Gesellschaft hinein. Immer mehr Menschen fragen sich, welche Rolle ihre Familienmitglieder, Bekannte, Kolleg*innen oder Vereinsmitglieder während dieser Zeit gespielt haben könnten. Waren die womöglich Mitläufer*innen, haben sie zugesehen, wie andere verfolgt wurden oder waren sie sogar NS-Täter*innen? Gab es in der Familie Verfolgte und wenn ja, warum? Wie kann man Informationen dazu finden und wie geht man mit den Ergebnissen um? Welche Konsequenzen ergeben sich heute aus solchen Recherchen und welche Hürden existieren – sowohl innerhalb der Familie als auch in der Gesellschaft bis heute?
Es ist heute bekanntes Wissen, dass die verschwiegene Schuld auf der einen Seite und das Schweigen über erlittenes Leid auf der anderen Seite unbewusst an die Nachkommen weitergegeben werden. Das Seminar ist offen für die Nachkommen potenzieller Täter*innen, Mitläufer*innen, Zuschauer*innen und bystanders als auch der Opfer und Verfolgten. Es bietet neben der praktischen Recherchearbeit die Möglichkeit, etwas über das Wesen dieser Gefühlserbschaften, der Mechanismen der generationsübergreifenden Weitergabe sowie des möglichen Umgangs mit ihnen zu erfahren und zu diskutieren.
Die Workshopleiter haben fundamental unterschiedliche Familiengeschichten. Johannes Spohr, Historiker und Enkel eines Wehrmachtsoffiziers, und Peter Pogany-Wnendt, Sohn von jüdischen Holocaust-Überlebenden aus Ungarn, eint jedoch der Wille zum kritischen Umgang mit dem NS-Erbe in Deutschland. In dieser Bildungszeit wollen wir praktische Techniken lernen, aber auch in Diskussion und Reflexion kommen.
Preis: EUR 180,00