Waggon vierter Klasse

Lesung
26. Januar 2023
19:00 - Uhr
Ort: Synagoge der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, Komturstraße 21, 32052 Herford
Veranstalter: Gedenkstätte Zellentrakt im Herforder Rathaus; Konrad Adenauer Stiftung

Lesung mit Robert Domes zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

Sommer 1948: Die 16-jährige Martha ist ein Flüchtlingsmädchen aus Ostpreußen. Dass ihre Familie nicht dazugehört, bekommt sie täglich zu spüren. Mit ihrem Vater und zwei Geschwistern ist sie in einem ausrangierten Bahnwaggon am Rand eines bayerischen Dorfes untergekommen. Um den Waggon ranken sich Gerüchte, vor allem um seinen früheren Bewohner Alois Roth. Der Mann ist in der Nazizeit spurlos verschwunden. Als Martha davon erfährt, wird sie neugierig. Was war Alois Roth für ein Mensch? Warum lebte er in diesem einsamen Waggon? Sie beginnt nachzufragen. Aber im Ort möchte niemand darüber sprechen. Es gibt Dinge, die sollte man besser ruhen lassen, heißt es nur. Doch Martha lässt sich nicht beirren. Sie will herausfinden, was wirklich mit ihm passiert ist.

Hintergrund
Am 13. Februar 2020, 75 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, wurden endlich die vom NS-System als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ Verfolgten vom Bundestag offiziell als Opfer des Nationalsozialismus' anerkannt. Der bekannte Journalist und Schriftsteller Robert Domes hat diesen Menschen nun erstmals in Romanform eine Stimme gegeben: Der Roman „Waggon vierter Klasse“ erzählt von Alois Roth, der aufgrund seines Lebenswandels von den Nazis deportiert wurde und schließlich im Konzentrationslager Mauthausen starb. In dem berührenden Buch erzählt Domes zugleich von einem mutigen Flüchtlingsmädchen, das nach dem Krieg ein neues Leben beginnt.
Der bewegende Roman von Robert Domes beruht auf wahren Begebenheiten und gründlicher Recherche. Sensibel erzählt er von Kriegstrauma und Verdrängen, von der Frage nach Schuld und der Suche nach der Wahrheit, vor allem aber von der Unfähigkeit zu sprechen und zu trauern. Er legt das Brennglas auf einen zentralen Teil der deutschen Geschichte: Auf die „Niemandszeit“ zwischen Diktatur und Demokratie. Symbol dafür ist ein alter Eisenbahnwaggon. Hier treffen die Lebenden auf die Toten.

Autor
Robert Domes, geboren 1961 im bayerischen Ichenhausen, studierte Politik und Kommunikationswissenschaften in München. Er arbeitete jahrelang als Redakteur bei der Allgäuer Zeitung, zuletzt als Leiter der Lokalredaktion in Kaufbeuren, bevor er sich 2002 als Journalist und Autor selbstständig machte. "Nebel im August", sein erstes Jugendbuch über ein „Euthanasie“-Opfer im Dritten Reich, wurde in mehrere Sprachen übersetzte und unter der Regie von Kai Wessel fürs Kino verfilmt.

Programm

19.00 Uhr Begrüßung

  • Malte Bock (Referent im Regionalbüro Westfalen der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.)
  • Gisela Küster (Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken e.V.)

19.15 Uhr – 20.00 Uhr Lesung

  • Waggon vierter Klasse, Robert Domes (Autor)

20.00 Uhr – 20.45 Uhr Autorengespräch

  • Robert Domes
  • Moderation: Gisela Küster

Anschließend Abschlussworte

  • Malte Bock