Erwiderung zum Artikel im GedenkstättenRundbrief 207

»Historische Fakten statt Klischees …« von Cornelia Frenkel-Le Chuiton
12/2022Gedenkstättenrundbrief 208, S. 50
Christoph Kreutzmüller

Am Ende ihres Beitrages »Historische Fakten statt Klischees. Neue Studie zu den Schicksalen jüdischer Personen, die im Zuge der Wagner-Bürckel-Aktion im Oktober 1940 aus Südwestdeutschland nach Frankreich verschleppt wurden« wendet sich Cornelia Frenkel-Le Chuiton recht unvermittelt der Ausstellung »Gurs 1940« zu und wirft dieser vor, »zentrale Tatsachen aus[zu]klammern«. Insbesondere scheint ihr die Darstellung französischer Instanzen allzu einseitig zu sein. Als Kurator der Ausstellung möchte ich dieser Behauptung entgegentreten. Natürlich habe ich mich zusammen mit französischen Kolleginnen und Kollegen bemüht, zu einem ausgewogenen Bild zu kommen, das den neuesten Stand der Forschung abbildet.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Tatsache ist, dass die Zahl der (noch zu ermordenden) Jüdinnen und Juden in Frankreich im Protokoll der Wannsee-Konferenz auf einem von französischen Behörden durchgeführten Zensus basiert. Das zu verschweigen wäre nicht nur Geschichtsklitterung, sondern schlicht eine Dummheit, weil es Raum für wichtige Fragen eröffnet. Dies wird auch in Frankreich so gesehen. Die Botschafterin Anne-Marie Descôtes jedenfalls hat die Ausstellung anlässlich der Eröffnung in der französischen Botschaft im April 2021 als Vorbild für deutsch-französische Zusammenarbeit in der Erinnerung bezeichnet. Zudem ist »Gurs 1940« bislang nicht nur an 29 Orten in Deutschland, sondern auch an fünf Orten in Frankreich – im Maison d’Izieu wie auch im Mémorial de la Shoah – gezeigt worden.

 

Bitte machen Sie sich selbst ein Bild: www.gurs1940.de

 

Dr. Christoph Kreuzmüller ist Mitarbeiter der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin und Kurator der genannten Ausstellung.