GedenkstättenRundbrief Nr. 1

05/1983Gedenkstättenrundbrief 1, S. 1-3
Thomas Vogel

Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Freunde!

In dem Rundbrief der Gedenkstätteninitiativen Nr. 1 möchte ich Ihnen als Schwerpunkt die Arbeit der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste vorstellen. Am 30. April 1958 verlas Lothar Kreyssig vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland den Aufruf zur Aktion Sühnezeichen. "Wir haben darum immer noch keinen Frieden, weil zu wenig Versöhnung ist. Dreizehn Jahre sind in dumpfer Betäubung, dann in neuer angstvoller Selbstbehauptung vergangen. Es droht zu spät zu werden. Aber noch können wir… der Selbstrechtfertigung, der Bitterkeit in dem Haß eine Kraft entgegensetzen…“. Wie die Aktion Sühnezeichen versuchte, diesem Aufruf folgend, Zeichen der Versöhnung zu setzen, wird in unserer Zeitschrift ZEICHEN Nr. 1/83 beschrieben. Wenn Sie die Zeitschrift regelmäßig beziehen möchten, teilen Sie es uns bitte mit. Allerdings hat auch bei der Aktion Sühnezeichen der Pleitegeier sein Nest eingerichtet. Ich möchte Sie daher bitten, uns jährlich DM 10,- als Spende zu überweisen.

ASF ist jetzt 25 Jahre alt. Aus diesem Anlaß haben die Aktion Sühnezeichen DDR und ASF (Berlin-West) die gemeinsame Erklärung „Wir bitten um Frieden“ veröffentlicht. In Kürze wird auch das nebenstehende Buch „Hoffnung muß gehen lernen“ von Karl-Klaus Rabe als eine Art Festschrift erscheinen. Er war Freiwilliger der ASF 1972-1974 in den USA.

Am 15. Mai 1983 wurde der ASF zusammen mit Josef Felder, dem letzten Überlebenden der SPD-Reichstagsfraktion von 1933, der Gustav-Heinemann-Bürgerpreis verliehen. In der Dankesrede zeigt Pfr. Volkmar Deile die Linien der Verantwortung aus der Geschichte zum Engagement von ASF in der Friedensbewegung.

In dem Buch "Christen im Streit um den Frieden" dokumentiert ASF die innerkirchliche Friedensdiskussion, in der EKiD, der Kirchen des DDR-Kirchenbundes und der Oekumene. Es bietet Orientierung und Hinweise zum Mitdenken und Mitmachen.

Die Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste ruft gemeinsam mit 9 weiteren, meist kirchlichen Friedensorganisationen auf zu einer Kampagne während des 20. Deutschen Evangelischen Kirchentages vom 8.-12.Juni 1985 in Hannover: "Umkehr zum Leben (Kirchentagsmotto) - Die Zeit ist da für ein NEIN ohne jedes JA zu den Massenvernichtungswaffen". Ziel der Kampagne ist es, den innerkirchlichen Lernprozeß zu einem Nein ohne jedes Ja zu den Massenvernichtungswaffen voranzutreiben.
In der Kirchentagskoje der ASF auf dem Markt der Möglichkeiten wird u.a. eine Karte mit einigen Gedenkstätten in der Bundesrepublik ausgestellt. Ergänzt wird diese Karte durch Fotos "Damals/Heute" der Gedenkstätten Dachau, Neuengamme, Emslandlager, Wewelsburg und evtl. Alte Synagoge Essen und Oberer Kuberg/Ulm; hinzu kommt eine Kartei mit Kurzinformationen zu einigen Gedenkstätten.

Wir bemühen uns weiterhin um ein Gedenkstättenseminar im Herbst 1983. Wir sind u.a. mit politischen Stiftungen über die Organisation und die Finanzierung im Gespräch.

Besonders möchte ich Sie auf das Buch „Die vergessenen KZs?“ von Detlef Garbe hiwneisen. Einigen von Ihnen ist es ja schon als Mitautoren bekannt. Es zeigt die hoffnungsvollen Zeichen, die vielerorts gesetzt wurden, damit unsere Vergangenheit von Blut und Asche nicht vergessen wird, sondern „Spuren gesichert“ werden und wir aus der Geschichte lernen. Es enthält Beiträge zu den ehemaligen KZs Dachau, Neuengamme, Oberer Kuhberg/Ulm, Jugend-KZ Moringen, dem ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenenlager Stukenbrock, den ehemaligen Emslandlagern, Spuren zu den ehemaligen KZ Oranienburg/Sachsenhausen, die Geschichtsaufarbeitung in Ladelund/Putten, NL. Die Karte am Ende des Buches soll überarbeitet und im DIN-A 2 Format veröffentlicht werden.

Notizen

Die Evangelische Jugend organisiert in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst ein Zeltlager vom 24. Juni – 31. Juli 1983.

In der Akademie der Künste in Berlin findet noch bis zum 3. Juli eine Ausstellung zum 50. Jahrestag der Bücherverbrennung statt. In dem dazu veröffentlichten Katalog sind auch einige wissenschaftliche Beiträge enthalten. Der Katalog ist dort zum ermäßigten Preis von DM 29,- zu erhalten.

Die „Alte Synagoge, Essen“ hat einen Katalog zu der ständigen Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Essen 1933-1945“ erstellt.

Leider kann 1983 das geplante Workcamp mit dem Aktionskomitee D.I.Z. Emslandlager e.V. nicht stattfinden, vor allem weil das Bundesverteidigungsministerium seine Zusage zur Nutzung des Geländes des ehemaligen KZ Esterwegen für den Bau einer Dokumentationsstätte zurückgezogen hat. Auch konnte das D.I.Z. Emslandlager als örtlicher Träger keine finanzielle Unterstützung gewähren.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr

Thomas Vogel