In der Kamenzer Straße 10 und 12 und dem angrenzenden Areal befand sich zwischen Juni 1944 und April 1945 das KZ-Außenlager "HASAG Leipzig". Mit mehr als 5.000 weiblichen KZ-Häftlingen war es das größte Frauenaußenlager des KZ Buchenwald. Zudem wurde im Herbst 1944 ein Lager für 700 männliche KZ-Häftlinge eingerichtet. Die hier inhaftierten Frauen und Männer wurden gezwungen, für den größten sächsischen Rüstungskonzern HASAG (Hugo Schneider AG) Waffen und Munition herzustellen.
Das heute noch vorhandene Fabrikgebäude der ehemaligen HASAG in der Kamenzer Straße 12 bildete das zentrale Gebäude des Frauenaußenlagers. Es wurde 1940 für das sogenannte Nordwerk der HASAG errichtet und diente alsbald der Unterbringung von polnischen zivilen Zwangsarbeiter:innen. Im Juni 1944 wurde dieses Gebäude mit den daneben befindlichen Baracken zum KZ-Außenlager umfunktioniert. In den hohen Hallen des Fabrikgebäudes wurden Schlafsäle eingerichtet, während sich im Erdgeschoss die Krankenstation, die Schreibstube sowie die Kantine des Lagers befanden.
Im Keller lagen der Waschbereich und Kammern, die als Zellen für Inhaftierungen benutzt wurden. Dieser Ort in der Kamenzer Straße steht für Ausbeutung, Gewalt und Tod während der NS-Zeit.
Das Gebäude in der Kamenzer Straße 12 ist das einzige heute noch erhaltene bauliche Relikt eines KZ-Außenlagers im Stadtraum Leipzig und damit ein Ort von herausragender historischer Bedeutung. Seit 2007 ist das Gelände in Privatbesitz und fiel wiederholt durch neonazistische Aktivitäten wie Rechtsrock-Konzerte oder rechtsradikal motivierte Kampfsporttrainings auf.
Die Nutzung eines früheren KZ-Geländes durch Neonazis ist ein Skandal und bagatellisiert das Leid der dort früher inhaftierten Gefangenen. Dieser Zustand ist unwürdig und nicht hinnehmbar.
Am 28. Mai 2020 hat der Stadtrat folgenden Beschluss gefasst:
"Die Stadt Leipzig anerkennt, dass der Gebäudekomplex in der Kamenzer Straße 10/12 als ehemaliges Zwangsarbeiter*innenlager der HASAG und größtes Frauenaußenlager des KZ Buchenwald von besonderer historischer Bedeutung ist und verurteilt die aktuelle Nutzung durch Neonazis."
WIR FORDERN DIE STADT LEIPZIG ZUM HANDELN AUF!
Das Gebäude und Gelände in der Kamenzer Straße 12 muss
Wenn die Stadt Leipzig das Gebäude nicht selbst kauft, hat sie die Aufgabe, zu prüfen, wem das Gebäude verkauft wird.
Sie muss darüber hinaus die Forderungen der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig und relevanter erinnerungspolitischer Akteur:innen hören und diese durchsetzen.
Hierfür muss die Stadt Leipzig notwendige finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.